TOM BÖHM

 

von Dr.Jördis Lademann

Kritik DNN vom 25. August 2014


INNERE BEWEGUNG, DIE DER KÜNSTLER SPÜREN LÄSST


„Ohne Titel“ entlässt Tom Böhm die Mehrzahl seiner Bilder. Mit Leichtigkeit, ja surreal, porträtiert er Lanschaftseidrücke jenseits

der Wiedererkennbarkeit und nur gelegentlich greift er auf die vor Ort gefüllten Skizzenbücher oder Studienblätter zurück.

In Öl auf Leinwand hält die vitale Pinselführung die Oberflächen in ständiger Bewegung - vibrierend, changierend, manchmal

ergänzt durch Tusche oder Kohle, so dass die Bilder über die angedeutete Gegenständlichkeit hinaus, beim Betrachten immer

intensiver wirken. Farben erlesener Zartheit steigern sich oder treten wieder zurück; Details vorausgegangener Untermalungen

blitzen auf, gafische Strukturen setzen Akzente. Lebendiger Atem pulsiert in Bildorganismen, die, betont erdverbunden, auch in

Ruhe ausstrahlen. Kaum unterscheidet man Naturformen von denen von Menschenhand geschaffenen, ins Tal geduckten oder

am Hang hinaufkletternden Häusergruppen, Kirchtürme oder Wege. Böhm sieht sie zueinander gehörend. Aufstrebend und zu

Boden fallend, blühend und ermattend durch Jahreszeiten und Lebensalter, filigrane Vielfalt und Aufgehen im Ganzen.

Sie wurzeln so fest im Glauben an die Kraft des Lebens, dass auch das Erlebnis eines abgebrannten Waldes, das vor Ort in

Kohle schwarz auf Seidenpapier skizziert wurde, in einer Serie großformatiger Ölgemälde wiederkehrt und dort aus der Asche

der verbrannten Erde leichtes Grün aufsteigt, einzelne der gebeugten kahlen Stämme sich aufzurichten und neu zu verästeln beginnen, erinnerter Funkenflug und Ascheregen sich mit Insektensummen und Pollenflug mischen.

Der studierte Bühnen- und Kostümbildner variiert auf Grundlagen der klassischen Ölmalerei auch Möglichkeiten verschiedener Grundierungen, intensiver Farbverläufe, zeichnerischer Elemente oder Tuschspritzer. Gesellschaftsrelevante Motive zeigt er im

großen Format beispielsweise als Metaphern für Konflikte in der Ukraine. Auch vermeintllich anspruchslose Staßenszenen

skizziert er, mit einfachen Mitteln charakteristische Verdichtung erreichend, auf Reisen nach Buenos Aires oder in die Toskana,

die ihm zur zweiten Heimat geworden ist.

Biancamaria Zetti Ugolotti betont Böhms „nordisches“ Herangehen an seine Themen, nicht nur als Ergebnis visuellen Erlebens,

sondern auche eines langjährigen Einfühlens in die Natur: „Nicht mehr die Landschaft ist die Hauptperson dieser Bilder, sondern die innere Bewegung, die der Künstler den Betrachter spüren lässt, denn Naturelemente und Farben (...) schaffen jene Stimmung,

die die Landschaft selbst in sich birgt.“